Wolff Jacob LAUFFENSTEINER (1676-1754)
Sonata a Liuto et Violino et Violoncello
del. Sigr. Lauffensteiner
A-Dur

WERKBESCHREIBUNG:
Einzelheiten zur Biografie Wolff Jacob Lauffensteiners verdanken wir den Forschungen von Rudolf Flotzinger. Danach wurde Lauffensteiner im April 1676 (Taufbucheintrag vom 28.4.1676) in Steyr ob der Enns als Sohn des dortigen „Thurnermeisters“ (ständisch organisierte Stadt-Türmer, also Berufsmusiker in einem festen städtischen Anstellungsverhältnis) Wolff Jacob Lauffensteiner und dessen Frau Anna Susanna Werfferin geboren. Lauffensteiners Vater war auch kompositorisch tätig. Nach dem Besuch der Jesuitenschule in Steyr finden wir Wolff Jacob in der Begleitung seines Bruders , des Fagottisten Georg Adam, 1693 in den Matrikeln der Jesuitenuniversität in Graz als „Rhetor“. Im universitären Umfeld von Graz ist spätestens ab der Mitte des 16. Jahrhunderts eine intensive Lautenmusikpflege nachweisbar. Hierzu beschäftigte die Universität ausgewiesene professionelle Lautenisten. Zum in Frage kommenden Zeitpunkt dürfte dies Gottfried Peyer gewesen sein, der mit hoher Wahrscheinlichkeit neben Wolff Jacob Lauffensteiner auch die beiden anderen großen Lautenisten in Österreich, Johann Georg Weichenberger und Ignaz Ferdinand Hinterleithner unterrichtet haben dürfte. Peyer selbst hatte seine Ausbildung in Rpm bei Pierre Gautier erhalten und war mit dem „neuen französischen“ Lautenideal der „Accord Nouveaux“ wohl bestens vertraut. In Graz scheint sich Wolff Jacob auch verehelicht zu haben. In den Stadtpfarr-Parriochen taucht sein Name als Kindsvater 1709 erstmals mit der Berufsbezeichnung „Laudanist“ auf. Bereits 1706 finden wir ihn unter den „Musikinstructores“ (die für die musikalische Erziehung des Adels wie des gehobenen Bürgertums zuständig waren) der Landschaft in Graz. Diese Funktion dürfte er ab 1712 in der Musikausbildung der zunächst in Klagenfurt internierten bayrischen Kurfürstenkinder ausgeübt haben. Nach der kaiserlichen Aufhebung der Internierung folgt Lauffensteiner der kurfürstlichen Familie nach München, wo er am Hof das „pro forma“ Amt eines „Kammerdieners“ bekleidete. Tatsächlich war er aber, wie wir den Rechnungsbüchern des bayerischen Hofarchives entnehmen können, weiterhin für die Unterweisung des dortigen Adels im Lautenspiel zuständig. Ab 1717 wird er vom Hof zusätzlich für die „Lieferung von deren Musicalien“ (also Komponiertätigkeit) entlohnt.

Im Jahr 1739 wird er, nach dem Tod seines Brotherren, Herzog Ferdinand, pensioniert und mit einer stattlichen Leibrente versehen. Schließlich verleiht ihm der Kölner Erzbischof Clemens August von Bayern den Titel „Hofkammerrat“. Wolff Jacob Lauffensteiner stirbt hochgeachtet am 26. März 1754 in München. Er hinterliess eine Witwe und eine Tochter.

Im Unterschied zum Lullisten-Stil Hinterleithners oder der durchkontrapunktisierten Setzweise der Musik Weichenbergers erscheint Lauffensteiners Musik, wohl auch dem Geschmack des ihn beschäftigenden Hofes geschuldet, gefälliger und in der Spätzeit auch entschieden galant. Seine Werke sind heute über ganz Europa verstreut und waren bis ins späte 18. Jahrhundert sehr gesucht. Die im heutigen Konzert erklingende „Sonata A-Dur“ dürfte, ihrer Stilistik nach zu urteilen, noch in Graz entstanden sein, als dort in einem höchst experimentierfreudigen Umfeld eine neue Kammermusik-Gattung entstand, die ab 1700 als „Lauten-Concert“ in den fürstlichen und kaiserlichen Retiraden einen ungeheueren Zuspruch erfahren sollte, der bis in die bürgerliche Musikpflege des Klaviertrios fortdauerte.

 

HÖRBEISPIEL:
Aus dem Livemitschnitt des Konzertes "Vom Völlern & vom Tanzen" mit dem Ensemble ARS ANTIQUA AUSTRIA und Hubert Hoffmann (Laute). Aufgenommen vom WDR am 03.06.2016 im Schloss Augustusburg, Brühl.

III. Andante


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Noten:
Originale: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg: Ms.Tonkunst 2o Fasc. III 1,5
Moderne Ausgabe: TREE Edition Lübeck Ed. Douglas Towne
http://www.tree-edition.com




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