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BIOGRAFIE

Aspelmayr, Aufschnaiter, Aumann, Biber, Frauenberger, Fux, Himmelbauer, Hochreiter, Lindemayr, Malzat, Muffat, Neubauer, Obermayr, Ramhaufski, Reidinger, Scheibl, Schmalnauer, Walter, Weichlein.

  

Franz Aspelmayr

Franz Aspelmayr (1728 Linz-1786 Wien) übernahm 1761 eine Anstellung als Ballettkomponist am deutschen Theater in Wien (Nachfolger Glucks), er wurde dort als Hofmusiker bezeichnet.
Der im Musikleben der Haydn-Mozart-Zeit als Sinfoniker angesehene Komponist spielt insbesondere als Schöpfer von Divertimenti eine bedeutsame Rolle.
Nicht weniger einflussreich war sein Wirken auf dem Gebiet des Melodrams, des Balletts und wahrscheinlich auch des Singspiels (Die Kinder der Natur, 1780; Der Sturm, 1782).
Aspelmayer komponierte Rousseaus „Pygmalion“ (1772) neu und erlangte durch seinen für Wien neuen Stil Bedeutung.
Seine Kompositionen für Ballette gehen auf Choreographien von Noverre zurück. Er verfasste für folgende Arbeiten Noverres die Musik: „Agamemnon vengé“, „Alexandre et Campaspe“, „Acis et Galatee“ und „I Mori Espagnoli“.
Aspelmayer wirkte als Sekretär Joseph Haydns, als dieser Musikdirektor bei Graf Morzin war.

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Benedikt Anton Aufschnaiter

Benedikt Anton Aufschnaiter wurde am 21 Februar 1665 in Kitzbühel / Tirol als Sohn von Andreas und Salome Aufschnaiter getauft. Außer einem Taufbucheintrag ist kein weiteres Dokument aus semer Kindheit überliefert. Seine musikalische Ausbildung erhielt er wahrscheinlich in Wien, wo er sich bis zu seiner Anstellung als Domkapellmeister in Passau aufhielt. Als seine Lehrer nennt er im Vorwort seines theoretischen Werkes Regulae Fundamentales Musurgiae Jacobus Carissimi, Orlando di Lasso, Kaspar Kerll und Adam Gumpelzhaimer. In einem Brief aus dem Jahre 1724 schreibt er «Ich hab in wienn, allwo ich mich vill jahr befunten die meisten Musiquen auch nur mit 16 oder 18, aber sambentlich perfectis Musicis produziert» Dies läßt vermuten, daß Aufschnaiter in Diensten des Wiener Hofes gewesen sein dürfte. Ebenso nennt ihn der Chronist des Klosters Hradisko (Böhmen) 1701 «Musicus et Componista moderni temporis inter Viennenses non postremus». Im Jahre 1695 starb in Wien seine erste Frau Maria. Diese Ehe blieb kinderlos. Bald darauf heiratete er seine zweite Frau Barbara. Der einzige Sohn Joseph Antonius Franziskus verstarb 36jährig 1734 in Passau.

Am 16 Januar 1705 wurde Aufschnaiter durch Fürstbischof Johann Philipp Graf Lamberg als Nachfolger des verstorbenen Georg Muffat an den furstbischoflichen Hof nach Passau als Hof- und Domkapellmeister berufen. Im Gegensatz zu seinem Vorganger Georg Muffat komponierte Aufschnaiter sehr viel für die Figuralmusik im Dom. Daß er aber nicht nur Kirchenmusik schrieb, beweist eine Aufstellung seiner Kompositionen aus dem Jahre 1715, die 5 Sonaten sowie 17 Serenaden, Parthien und Konzerte vermerkt. Trotzdem wurde Aufschnaiter im Jahre 1728 von seinem Bischof wegen seiner wenigen weltlichen Kompositionen getadelt. Aufschnaiter rechtfertigte sich mit der geringen Leistungsfähigkeit der Passauer Hofmusik. Benedikt Anton Aufschnaiter starb im Januar 1742 in Passau. Sein Grabstein ist nicht mehr vorhanden, dieser wurde beim Abbruch des gotischen Kreuzganges des Domes verkauft.

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Franz Joseph AUMANN

Angeblich - so sagt es die einzige größere Publikation über Aumann Peter Dormann, Franz Joseph Aumann (1728-1997). Ein Meister in St. Florian vor Anton Bruckner. Mit thematischem Katalog der Werke (München 1985)- gibt es von ihm ca 300 Werke, hauptsächlich kirchenmusikalischer Art.
Die Klöster hatten damals ihre Hauskomponisten, also komponierende Mitbrüder; waren sie besonders talentiert, wurden ihre Werke in anderen Klöstern, Wallfahrtskirchen  oder Residenzen rezipiert; so war es auch mit (unserem) Franz Aumann; seine Werke waren zu seinen Lebzeiten in der ganzen Monarchie ein Begriff; viele der Partituren haben wir heute nicht in unserm Musikarchiv; Dormann hat zusammengetragen, wo Aumannwerke schlummern...

Wer war er ?
Wir wissen nicht, wie er ausgesehen hat, wir kennen von seinen Lebensumständen so manches über andere große Komponisten, mit denen er befreundet war, wie Michael Haydn und Johann Georg Albrechtsberger.
1728 wurde er in Traismauer geboren und kam nach Wien, um die Musik zu studieren, wo er mit den wichtigen Musikern seiner Zeit zu tun bekam. Warum es ihn (1753) mit 25 Jahren nach St. Florian verschlagen hat, ist bisher nicht eruiert. Aber er muß spezielles Talent gehabt haben, denn schon zwei Jahre drauf wurde er Regens Chori, ein Jahr vor seiner Priesterweihe! Und dann stand er immer im Dienst unseres Hauses, bis zu seinem Tod 1797. Er hat mehreren Prälaten gedient, und sich ihnen gegenüber auch dankbar erwiesen; zu den Begräbnisfeierlichkeiten schrieb er jeweils ein neues Requiem (insgesamt soll es 12 Requien von ihm geben); aber auch Messen zu verschiedensten Festanlässen, und viele Motetten, Litaneien, Offertorien; ja auch Oratorien. Beliebt waren seine Singspiele in Mundart.
Der Mann scheint neben echter Frömmigkeit auch Humor gehabt zu haben: In einer Briefbiografie eines Guiseppe Carpani zu Josef Haydn kommt Aumann vor, und da heißt es: „Man pflegte am Abend des Cäcilientages in allen Häusern Musik zu machen, und es war Brauch, daß die bedeutendsten Komponisten bei diesem Anlass mit musikalischen Späßen auf der Straße auftraten, um das Volk zu vergnügen. An einem solchen Abend führte Aumann...seine originelle Spottmesse auf, welche wegen des großen Gelächters, das sie hervorbrachte, nie zu Ende gesungen werden konnte. sie wird auch Bauernmesse genannt. Der Autor trennte die Silben, wiederholte sie, warf sie durcheinander und fügte sie ohne Sinn neu zusammen. Dadurch entstand ein trolliges Gestotter und lächerlicher Unsinn...diese babylonische Verwirrung ist aber in ganz strenger musikalischer Wissenschaft gemacht, und sie ist voll von schönen und gelehrten Einfällen...dieser Spaßvogel war Augustinerpater aus St. Florian; er war ein wahrhaft gründlicher Theoretiker....“.

Die theoretischen Kenntnisse kamen nicht nur seiner Tätigkeit als Regens Chori zugute, und auch nicht nur seinen Kompositionen; er soll einer der wichtigen Berater bei der Errichtung der großen Orgel für unsere Stiftskirche, also für den Prälaten Gogl  und für Franz Xaver Chrismann gewesen sein.

Die Zeit, in der er (und die anderen großen, Mozart, die Haydn-Brüder) gewirkt haben, war liturgisch und musikalisch eine Umbruchszeit: Der josefinische Geist hatte sich breitgemacht: Das Ausladende des Barock wurde eingebremst, die flatternden Flügel wurden gestutzt. Und so gibt es auch bei Aumann eine erste Phase, in der die Musik eher ausladend ist (und das aufgenommene Requiem zählt zu diesen Werken); dann war aber Musica brevis angesagt; Kirchenmusik auf deutsche Texte wurde verlangt, entsprechende Gebets- und Gesangsbücher wurden herausgegeben; Michael Haydn schrieb u.a. dafür seine Messe „Hier liegt vor deiner Majestät“, Franz Joseph Aumann eine „Missa Germanica“ auf den Text „Wir werfen uns darnieder“....

Ungefähr 40 jahre lang war Aumann der tonangebende Musiker dieses Klosters; was er ausgesät hat, hat später Früchte getragen; zur Zeit des Sängerknaben und Organisten und Regens Chori Anton Bruckner war sein Erbe noch recht lebendig....

Aumann hat es nicht verdient, vergessen zu sein (zu bleiben); es gibt viele kostbare Schätze, die noch auf das Wiederbelebt werden harren.
Wie viele Florianer oder Stiftsbesucher beachten die Grabtafeln von Mitbrüdern, die an der Friedhofsmauer nördlich des Kirchenportals eingelassen sind? Auf einer von ihnen steht auch der Name des Franz j. (Seraphicus, (wie es dort heißt)) Aumann...

Gedenken wir seiner; es wird nicht zu unserm Schaden sein, ganz im Gegenteil: Es ist eine mehr als nützliche, eine wohltuende, eine heilsame Musik!

Dr. Ferdinand Reisinger ( Dekan des Augustiner Chorherrenstifts St. Florian)

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Heinrich Ignaz Franz BIBER

H.I.F. BIBER: ein Genie, dessen Lebensgeschichte noch großteils unerforscht ist, ein Violinvirtuose, der die Technik des Geigenspiels in Österreich auf eine unglaublich hohe Entwicklungsstufe emporgehoben hat, ein Mensch mit unglaublicher Fantasiefähigkeit und Mut zur Abstraktion.
Die Vielschichtigkeit seines Schaffens ist erstaunlich, sein Oeuvre erstreckt sich von großbesetzter Kirchenmusik über kunstvoll ausgearbeitete Kammermusik bis zur virtuosen Musik für sein persönliches Soloinstrument, die Violine.
Erstaunlicherweise findet sein Schaffen erst in letzter Zeit Beachtung im professionellen Konzertbetrieb. Auch die wissenschaftliche Rezension seiner Werke hinkt weit hinter der Bedeutung dieses bemerkenswerten österreichischen Musikers nach.
1644 wird Biber in Wartenberg (Böhmen) geboren. Sein Taufschein ist für den 12. August ausgestellt. Der Vater, Martin Biber, arbeitete als Jäger am Wartenberger Hof und war somit Untergebener des Grafengeschlechts Liechtenstein. Dieses Adelsfamilie stammt aus Tirol (Schloss Castel Corn, bei Bozen) und kommt im Laufe des 16. Jahrhunderts nach Böhmen und Mähren. Wo und in welcher Weise Heinrich Ignaz seinen ersten Musikunterricht erfahren hat, kann nur vermutet werden. In seiner Schulzeit sind in Wartenberg zwei Lehrer beziehungsweise Musiker tätig. Wiegand Knöffel, ein berüchtigter Trunken- und Raufbold, wurde 1656 als Kantor und Organist berufen. Er starb 1675 in Wartenberg als »gewesener Kantor«. Johann Georg Teifel bestellt die Kirchenmusik gesichert ab 1670. Wann er seinen trunksüchtigen Vorgänger ablöste, ist heute nicht mehr feststellbar. Jedenfalls dürfte Biber einige Zeit die Obhut des vorgenannten Wiegand Knöffel genossen haben.
Durch einen Brief J.H. Schmelzers haben wir Kenntnis davon, dass Biber möglicherweise später mit Johann Jakob Prinner (Wiener Komponist) in Graz beim Fürsten von Eggenberg diente.
In der fraglichen Zeit wurde allerdings die Kapelle in Eggenberg aufgelöst. Die Adelsfamilie hatte 1628 die Herrschaft von Krumau (nördlich von Freistadt) in Böhmen übernommen, wo gesichert noch 1670 Hofmusik bestand. Ob Biber mit seinen Musikerkollegen nach der Auflösung der Musik in Eggenberg nach Krumau übersiedelt ist, kann nur vermutet werden. Jedenfalls befindet er sich spätestens 1668 in einem Anstellungsverhältnis zum Olmützer Bischof Karl Liechtenstein Kastelkorn in Kremsier. Dieser feingebildete und musikalisch äusserst interessierte Kirchenfürst unterhielt eine prächtige Hofmusik, die zeitweise sogar mehr Musiker beschäftigte als die kaiserliche Hofmusikkapelle in Wien. Der Bischof hielt Kontakt mit bedeutenden Komponisten seiner Zeit. Seine Musikalienbibliothek gehört noch heute zu den bedeutendsten Sammlungen österreichischer Barockmusik. Heinrich Ignaz Franz Biber hatte also dort reichlich Gelegenheit, die verschiedenen Kompositionsstile seiner Zeitgenossen kennen zu lernen und zu studieren. In der Kapelle dient er vorerst als Bassgeiger beziehungsweise als Gambist. Sein Freund und wahrscheinlich auch Vorgesetzter war der Hof- und Feldtrompeter Josef Pavel Vejvanovsky, der noch lange nach Bibers Flucht aus Olmütz Kontakt zu Heinrich Ignaz hielt. Viele Werke Bibers sind durch die Abschrift Vejvanovskys im Archiv von Kremsier erhalten geblieben. Eine Reise zum Ankauf einiger Instrumente beim Absamer Geigenbauer Johann Jakob Stainer nimmt Biber 1670 zum Anlass, ohne Einverständnis des Bischofs, den Dienst in Kremsier zu quittieren. Er hatte wahrscheinlich schon einige Zeit vorher Kontakt zum Salzburger Erzbischof Max Gandolph aufgenommen, der Biber mit einem ziemlich hohen Anfangsgehalt in seine Hofmusik einstellte. Den Zorn seines bisherigen Herrn, Karl Liechtenstein Kastelkorn, weiß Biber mit der Übersendung einiger ausgesuchter Kompositionen zu beschwichtigen. 1684 wird er zum Kapellmeister befördert und erhält außerdem den Titel eines fürstbischöflichen Truchsess. Der Bischof schätzt offensichtlich die Qualitäten seines Hofgeigers. Zum Dank widmet ihm Biber sämtliche bis zum Tod des Bischofs 1687 herausgegebenen Werke: Sonatae Violino solo 1681, Sonatae tam aris quam aulis servientes 1676, Mensa sonora seu Musica instrumentalis 1680, Fidicinium Sacro-Profanum 1682.

Eine in Wien wütende Pest ist der Grund dafür, dass Kaiser Leopold I. 1673 seine Residenz nach Linz verlegt. Biber nimmt dieses Ereignis zum Anlass, sich mit großem Erfolg sowohl in Linz, als auch in Lambach vor dem Kaiserlichen Hofe hören zu lassen. 1681 wird dennoch sein Gesuch um Verleihung des Adelsstandes vorerst abgelehnt. Erst 1690 hat er mehr Erfolg. Seinem Gesuch wird unter Anmerkung seiner »Erbarkeit, Redlichkeit, adelichen guten Sitten, Tugend und Vernunft« stattgegeben. Zu dieser Zelt befindet sich Biber bereits im Dienst des neuen Bischofs Johann Ernst Graf Thun. Auch sein neuer Herr, wie sein Vorgänger ein großer Verehrer der Künste, schätzt, obwohl bei ihm die Musik nicht im Vordergrund stand, die Kunstfertigkeit seines berühmten Kapellmeisters. Um 1700 finden wir Biber als Vorgesetzten von 25 Musikern und Sängern, 2 Paukern, 8 Trompetern und ca. 18 Sängerknaben. Sein Gehalt beläuft sich auf ca. 850 fI, was für einen Musiker eine stattliche Summe bedeutet. Biber stirbt 1704 in Salzburg. Er ist als Komponist weit über die Grenzen Osterreichs bekannt und hochgeehrt.

Gunar Letzbor

 

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Ernest FRAUENBERGER (1769-1840)

P. Ernest OSB (Pseud. Donnamonte, Donnemontano, Arnusto, Mannthaler): * 3.1.1769 Wimsbach, † 24.4.1840 Steinerkirchen/OÖ. Geistlicher und Komponist. Nach dem Studium der Theologie in Wien 1793 Priesterweihe und Eintritt in das Stift Kremsmünster. Er war sein Leben lang Seelsorger, wirkte als Kooperator bzw. Pfarrer in zahlreichen oberösterreichischen Orten (u. a. Vorchdorf, seit 1832 Steinerkirchen). Erste musikalische Ausbildung erhielt er bei seinem Vater. Wichtige Einflüsse gewann er offensichtlich bei seinem Wienaufenthalt. Frauenberger hinterließ ein reiches Werk an lateinischen Kirchenkompositionen, deutschsprachigen kirchlichen Gesängen und Liedern. In diesen zeigt er sich als Komponist des Übergangs zwischen W. A. Mozart und L. v. Beethoven sowie Fr. Schubert. Frauenberger war neben F. J. Aumann der wichtigste Komponist von Mundarttexten des P. M. Lindemayr (Klosteroperette).

W: Singspiele (Der Meisenfang; Die Hühnersteige); 6 Messen; 3 Requiem-Vertonungen; 1 dt. Stabat mater; Lieder; Klavierwerke (s. Tbsp.); Slg.Gottesdienstliche Gesänge; Slg. deutscher Gedichte, auf das Klavier gesetzt.

Lit: Kellner 1956; Krackowizer-Berger 1931; EitnerQ 4 (1901); MGÖ 2 (1995).

Quelle: http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_F/Frauenberger_Ernest.xml

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Johann Joseph FUX

Fux wurde vermutlich 1660 in Hirtenfeld, einem kleinen Weiler östlich von Graz, als Sohn eines Bauern geboren. 1680 ist er an der Universität der steirischen Hauptstadt nachweisbar. Am 28. 12. 1683 immatrikuliert Fux an der Jesuitenuniversität in Ingolstadt ein Jus-Studium, wo er ab 1685 auch als Organist an der dortigen St. Moritz Kirche nachweisbar ist. Aus dieser Zeit datieren seine ersten bekannten, allerdings heute verlorenen Kompositionen. Fux muss Ingoldstadt spätestens 1689 verlassen haben, da bereits zu Beginn dieses Jahres Johann Michael Jobst als sein Nachfolger aufschien. Erst sieben Jahre später, 1696, ist seine Existenz wieder dokumentarisch nachweisbar: nun war er Organist im Wiener Schottenstift und mit einer gut situierten Wienerin, Juliana Clara Schnitzenbaum verheiratet. Während dieser Zeit hörte Kaiser Leopold I. mehrere Messen von Fux, die ihn stark beeindruckten, worauf er ihn 1698 zum Hofkomponisten ernannte. Als solcher tat er auch noch unter Joseph I. Dienst, der Leopold 1705 auf den Thron folgte. Im Jahre 1711 erhielt Fux den Rang eines Vize-Hofkapellmeisters, am 22. Jänner 1715 – nunmehr unter der Regentschaft Kaiser Karl VI. – folgte er dem verstorbenen Marc’ Antonio Ziani als Hofkapellmeister nach. In diesem Amt verblieb er bis zu seinem Tod am 13. 2. 1741.

Klaus Petermayr

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Wenzel HIMMELBAUER

Verfasst von Sofie Himmelbauer als Teil einer Vorwissenschaftlichen Arbeit am ORG der Franziskanerinnen Vöcklabruck,
Frühjahr 2017

Wenzel Himmelbauer (Wenceslaus Himmelpaur) war ein Cellist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, also ein Zeitgenosse von Mozart und Haydn. Über sein Leben ist wenig bekannt, man weiß weder sein Geburtsjahr genau noch den Geburtsort.

Wilhelm Joseph von Wasielewsky gibt an, Wenzel Himmelbauer wäre zirka um 1725 in Böhmen geboren worden, wäre 1765 in Prag gewesen und dann nach Wien weitergezogen.1) Das Johnstone-Music Directory im Internet gibt seine Lebensdaten mit 1725-1764 an, wobei 1764 als Todesjahr mit Sicherheit falsch ist.2)

Gottfried Johann Dlabacz erwähnt in seinem Künstler-Lexikon für Böhmen, dass Himmelbauer im Jahr 1764 noch in Böhmen gelebt habe. Außerdem befänden sich Notenhandschriften von Violoncello-Duetten in seinem Besitz.3)
In seiner Autobiographie erwähnt Karl Ditters von Dittersdorf einen Cellisten Himmelbauer in seinem Orchester. Dittersdorf wurde 1765 Kapellmeister am Hof des Bischofs von Großwardein (heute Oradea, Rumänien).4)

Allerdings schrieb Christian Friedrich Daniel Schubart in den Jahren 1777/78, dass Himmelbauer aus Wien komme und sich in Bern aufhalte. Er war ein direkter Zeitgenosse Himmelbauers.5)
Himmelbauer. Ein solider und äußerst angenehmer Violoncellist, ohne allen Künstlerstolz; ein Mann von dem geradesten und liebenswürdigsten Herzen. So ruhig und zwanglos führt niemand seinen Bogen, wie dieser Meister. Er trägt die schwierigsten Passagen mit einer äußersten Leichtigkeit vor, besonders ergießt sich sein Herz ins Cantabile. Sein süßer Ausdruck, seine lieblichen Fermen, und sonderlich seine große Stärke in den Mitteltinten – sind von allen Kennern und Hörern bewundert worden. Er hat wenig für sein Instrument gesetzt, aber dies Wenige hat desto mehr inneren Werth. Er ist aus Wien, und hält sich jetzt in Bern auf.6)

Der anonym publizierte Musikalische Almanachauf das Jahr 1782 , ebenfalls eine zeitgenössische Quelle, beschreibt Himmelbauer folgendermaßen:
Himmelbauer (aus Wien). Ein sehr guter Kerl, frey von allem Stolz der so gewöhnlichen virtuosischen Hasenfüßleren, aber dabey, fast wie jedes Genie, schlechter Wirthschafter. Er erweckt, wenn man ihn nie gehört hat, oder nicht näher kennt, durch sein Exterieur keine große Erwartungen: aber so bald man ihn hört, wird man durch diese Ueberraschung um so mehr mit ihm ausgesöhnt.
Er spielt sein Violoncell, das keins von den besten ist, und überdies noch eine Größe hat, die dem Solospielen gar nicht günstig ist, mit erstaunender Fertigkeit und mit einer Leichtigkeit, die beynahe dem Auge halb das Vergnügen gewähret, welches er dem Ohr verschafft.
Diese Fertigkeit erstreckt sich nicht nur auf die hohen Passagen, die einen Aufsatz erfordern (denn da haben sie wenig zu bedeuten, weil sie alle in der Hand liegen), sondern auf große Sprünge in Sechzehnteln in der eigentlich untern Gegend des Basses.
Sein Bogenstrich ist kernhaft, und er liest sehr gut vom Blatte; und so wie er Jägern in Schwierigkeiten übertrifft, so übertrifft ihn dieser vielleicht in Auftragung der Mezzotinten
.7)

Ernst Ludwig Gerber gibt an, dass Wenzel Himmelbauer um 1782 in Wien lebte.8) Auch Gustav Schilling sagt, dass Himmelbauer in Wien lebte und eine Anstellung bei der Wiener Hofcapelle hatte. Außerdem habe er einen guten Ruf als Singlehrer gehabt.9) Der bekannte Wiener Cellist Phillip Schindlöcker war Schüler bei Himmelbauer. In seiner Biographie wird sowohl die Anstellung in der Kaiserlichen Hofkapelle als auch der Ruf als Gesangslehrer bestätigt.10) In Robert Eitners Quellen-Lexikon werden Wien, Pressburg und Bern als Stationen genannt. Bei dieser Quelle wurde jedoch Großwardein anscheinend mit Pressburg verwechselt.11)

Paul Nettl erwähnt in seinem Werk Mozart and Masonry, dass Wenzel Himmelbauer Mitglied der Freimaurer-Loge Zum heiligen Joseph war, welche 1771 in Wien gegründet wurde. Außerdem wird er dort als traveling musician bezeichnet.12)

Gesichert ist, dass Wenzel Himmelbauer sich am 29. Februar 1784 in Bern aufhielt: An diesem Tag schrieb er der Komponistin Maria Theresia Paradis das folgende Gedicht ins Stammbuch:13)

Liebste Frau von Paradis
zeit lebens ich sie nicht vergiß
sambt unser lieben Freuln Therese
mit ihrem Englischen Clavier geteße
ich bin ihr freund ohne zweiflel
sonst holl mich der teufer[l?]
als ein aufrichtiger Wienner
ihr Gehorsambster Unth[ertänigster] Dienner

Wenceslaus
Himmelpaus
Violloncellist
Bern den 29t Februario 1784

Michael Lorenz gibt an, dass Wenzel Himmelbauer 1793 in Bern verstorben wäre.14) Leider war dieser Autor nicht bereit, die Ergebnisse seiner Forschung über Himmelbauer für diese Arbeit zur Verfügung zu stellen. Seiner Annahme, dass Wenzel Himmelbauer der „Sohn des Regenschori der Wiener Karlskirche Leopold Himmelbauer“15) gewesen sei, kann ich nicht nachvollziehen. Leopold Himmelbauer starb am 1. Februar 1781 im Alter von 76 Jahren „in seinem Haus Nr. 79 im Lerchenfeld.“16) Er wurde also 1705 geboren. Wenn das angegebene Geburtsjahr um 1725 von Wenzel Himmelbauer stimmt, wäre Leopold Himmelbauer bereits mit 20 Jahren Vater geworden, das wäre für einen Musiker in der damaligen Zeit sehr ungewöhnlich gewesen. Uneheliche Kinder wurden damals immer nach der Mutter benannt, sodass auch diese Variante eher auszuschließen ist.17) In den Tauf-Matriken der Schottenpfarre finden sich zwei Eintragungen über ein Kind von Leopold Himmelbauer: Am 13. März 1738 wird er als Musicus bezeichnet, am 15. Oktober 1739 wird als Beruf Regens Chori angegeben.18) Zwischen 1721 und 1745 findet sich kein weiterer Eintrag über Leopold Himmelbauer, weder in der Schotten-Pfarre noch in St. Stephan. Wenzel Himmelbauer war aber laut Dlabacz bis 1764 in Böhmen. Keiner der Zeitgenossen nannte Wenzel als Sohn von Leopold.

Insgesamt bleiben zum Leben von Wenzel Himmelbauer also noch viele Fragen offen. Es wäre sicherlich spannend, als nächstes in den Archiven der Hofburgkapelle und in den Kirchenbüchern der katholischen Gemeinde in Bern weiter zu forschen. Auffallend war aber, dass viele der zitierten Quellen einerseits einen sehr ähnlichen Text aufweisen, die Autoren also vermutlich einander zitiert haben. Andererseits finden sich zahlreiche Widersprüche.

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Anmerkungen

1) Vgl. Von Wasielewsky, Wilhelm Joseph: Das Violoncell und seine Geschichte. Leipzig: 1889. S. 76 https://archive.org/stream/violoncellseine00wasi#page/76/mode/2up [13.02.2017]
2) Vgl. http://www.j-music.es/FileUpload/archivos/j-m_CELLO%20DIRECTORY%20-%20Vol%20I%20-%20to%201788%20-Historical%20Cellists.pdf [13.02.2017]
3) Vgl. Dlabacz, Gottfried Johann: Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theil auch für Mähren und Schlesien. Band 1. Prag: Gottlieb Hanse, 1815. Spalte 632
http://www.archive.org/stream/allgemeineshisto01dlabuoft#page/n329/mode/2up [23.02.2017]
4) Vgl. Ditters von Dittersdorf, Karl: Lebensbeschreibung. Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1801. S. 142
http://www.zeno.org/Musik/M/Ditters+von+Dittersdorf,+Karl/Karl+Ditters+von+Dittersdorf+Lebensbeschreibung/Lebensbeschreibung/ Sechzehntes+Kapitel [13.02.2017]
5) Vgl. Schubart, Christian Friedrich Daniel: Christ. Fried. Dan. Schubart’s Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst. Hrsg: Schubart, Ludwig. Wien: J. V. Degen, 1806. S. 227
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10599461_00245.html?contextType=scan&contextSort=score%2Cdescending&contextRows= 10&context=himmelbauer [23.02.2017]
Geschrieben in den Jahren 1777/78, posthum publiziert
https://de.wikisource.org/wiki/Christian_Friedrich_Daniel_Schubart [23.02.2017]
6) Schubart: Ästhetik der Tonkunst. S. 227
7) Anonymus: Musikalischer Almanach auf das Jahr 1782. Berlin: Alethinopel, 1782. S. 18f. https://books.google.at/books?id=9UxDAAAAcAAJ&dq=himmelbauer+violoncello&hl=de&source=gbs_navlinks_s [13.02.2017]
Laut Hathi Trust schreiben die meisten Autoren diesen Almanach Carl Ludwig Junker zu. https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=dul1.ark:/13960/t9t16n241;view=1up;seq=68 [13.02.2017]
8) Vgl. Gerber, Ernst Ludwig: Historisch-Biographisches Lexicon der Tonkünstler: welches Nachrichten von dem Leben und Werken musikalischer Schriftsteller, berühmter Componisten, Sänger, Meister auf Instrumenten, Dilettanten, Orgel- und Instrumentenmacher, erhält. A-M. Band 1. Leipzig: 1790. Spalte 648
https://books.google.at/books?id=k5BTAAAAcAAJ&pg=PR1&dq=wenzel+himmelbauer+sch%C3%BCler&hl=de&source=gbs_selected _pages&cad=2#v=onepage&q=wenzel%20himmelbauer%20sch%C3%BCler&f=false [13.02.2017]
9) Vgl. Schilling, Gustav: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder der Tonkunst. 3. Band, Fockerodt bis Irland. Stuttgart: Franz Heinrich Köhler, 1836. S.590
https://books.google.de/books?id=lmtLAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r#v=onepage&q= himmelbauer&f=false [23.02.2017]
10) Svoboda, Hedy: Ein Denkzeichen für den Wiener Cellisten Philipp Schindlöcker. Studien zur Musikwissenschaften. Band 40. Hrsg: Gesellschaft zur Herausgabe von Denkmälern der Tonkunst in Österreich. Wien: 1991. S. 15ff.
https://www.jstor.org/stable/41467026?seq=1#fndtn-page_scan_tab_contents [23.02.2017]
11) Vgl. Eitner, Robert: Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten der christlichen Zeitrechnung bis zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Band 5, Hainglaise - Kytsch. Leipzig: Breitkopf und Härtel, 1901. S. 157
http://www.musik.uzh.ch/dam/jcr:ffffffff-c1bc-c70b-0000-0000675515a2/EitnerQ_05.pdf [23.02.2017]
12) Vgl. Nettl, Paul: Mozart and Masonary. New York: Philosophical Library, 1957. S. 44
https://archive.org/stream/mozartandmasonar006595mbp/mozartandmasonar006595mbp_djvu.txt [13.02.2017]
https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Freimaurer [13.02.2017]
13) Vgl. Lorenz, Michael: Mozart-Jahrbuch 2007/08. Kassel: Bärenreiter, 2011. S. 189ff.
http://homepage.univie.ac.at/michael.lorenz/fuerst_paradis/ [23.02.2017]
Im Internet veröffentlicht am 3. August 2010
14) Vgl. Lorenz Michael: Mozart-Jahrbuch 2007/08. S. 189ff.
15) Lorenz, Michael: Mozart-Jahrbuch 2007/08. S. 189ff.
16) Wiener Zeitung vom 3. Februar 1781. S. 8
http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/zeitreisen/anno/ [23.02.2017]
17) Vgl. Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch für die gesammten deutschen Erbländer der Oesterreichischen Monarchie. 1. Theil. Wien: Aus der k. k. Hof= und Staats=Druckeren, 1811. S. 65, § 165
18) Vgl. Matriken: Unsere Liebe Frau zu den Schotten. Taufbuch 1736-1742. Fol. 136, Fol. 253
http://www.data.matricula.info/php/view.php?ar_id=3670&link=393030354dx33#&posX=-0.059486255069851286&posY=0.16426318161333933&zoom=0.07500000000000001&path= 60c7c76bd7d06e6bd530fdfc3a3ef638306bdb37383a3736c76bf7eae1e1e6d5c76bf7e1e0c5eeecc76bf76f3a3637fe3e343bfdfd3637f13330f cfc366be1e0c5eeec6be0efeee36be0efedec6beae1e1e66be1ecc56d30f63336376be1e0eee3c739f13f [23.02.2017]

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Joseph Balthasar HOCHREITER

 

Hochreither stammte aus einer Musikerfamilie. Sowohl sein Vater, als auch sein Großvater waren angeblich über 40 Jahre lang Sänger und Choralisten am Salzburger Dom. Genauere Daten zu seinen Vorfahren fehlen. Am 16. April 1669 wurde Joseph Balthasar Hochreither in Salzburg getauft. Über die frühen Jahre seiner Kindheit ist nichts bekannt, doch das nahe Verhältnis seiner Eltern zur gesamten Salzburger Dommusik dürfte ihm bei der Auswahl entsprechend fähiger Lehrer zugute gekommen sein. Namentlich bekannt sind keine. Ob Hochreither zu Georg Muffat – er war seit 1678 Salzburger Hoforganist – ein Ausbildungsverhältnis hatte, ist nicht nachzuweisen; beeindrucken ließ sich der junge Musiker auf jeden Fall von dieser glanzvollen Organistenpersönlichkeit in seiner Nähe.
Da sich Hochreither zumindest seit 1681 am Gymnasium als „Rudimentista ex Capella“ immatrikuliert, ist gleichzeitig seine Mitgliedschaft am Salzburger Kapellhaus dokumentiert. Vorsteher dieser elitären Ausbildungsstätte war ab 1684 Heinrich Ignaz Franz v. Biber (1644-1704), der somit eine weitere wichtige Leit- und Lehrerfigur des jungen Hochreithers gewesen sein muss. Ob er unter der individuellen Anleitung Bibers auch Komposition studiert hat, lässt sich nicht beweisen. Sein humanistisches Studium an der Universität Salzburg beendet er 1688 mit dem „Magister artium“.
Vermutlich ab 1694 wird Hochreither in der Nachfolge Beniamin Ludwig Ramhaufskis Organist und Chorerzieher im Stift Lambach. Er bemüht sich während seiner Amtszeit stets um die qualitative Aufwertung der Stiftsmusik und steuert zu vielen Anlässen eigene Werke bei. Im Jänner 1708 verfasst Hochreither einen umfangreichen Beschwerdebrief an seinen Dienstherrn, Abt Maximilian Pagl, in dem er die damals aktuellen Missstände in der Lambacher Kirchenmusik auflistet und Verbesserungsmaßnahmen einfordert. Dieser Brief ist im Stiftsarchiv bis heute erhalten und bildet ein einzigartiges Dokument über die allgemeine Beschaffenheit der Musik in einem Kloster des frühen 18. Jahrhunderts.
Wegen lange anhaltender Unzufriedenheit und aus finanziellen Nöten hielt Hochreither nach über 25 Dienstjahren in Lambach Ausschau nach einem neuen Posten. Diesen fand er schließlich in der Salzburger Hofkapelle, wo er 1721 in die Reihe der Domstiftsorganistenaufgenommen wurde. Obwohl Hochreither seine kompositorische Tätigkeit in Salzburg fortgeführt haben dürfte, sind aus dieser Zeit kaum Werke von ihm überliefert. Er stirbt am 14. Dezember 1731 und wird am Friedhof von St. Peter (Salzburg) begraben.
Peter Deinhammer

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Maurus LINDEMAYR

Maurus Lindemayr wurde am 17. November 1723 in Neukirchen bei Lambach (Oberösterreich) geboren und auf den Namen Kajetan Benedikt Maximilian Lindemayr getauft. Nach Besuch des Jesuitengymnasiums in Linz wurde er im Jahr 1747 Mönch im Benediktinerstift Lambach und nahm dabei den Ordensnamen Maurus an, unter dem er auch sein späteres schriftstellerisches Werk publizierte. Er studierte Theologie an der Universität Salzburg und wurde 1749 zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren widmete er sich Missionsaufgaben im damals religiös gespaltenen Vikariat Aichkirchen (Gegenreformation). Er zeigte dabei besonderes rhetorisches Talent und wurde deswegen 1754 vom Abt des Stiftes Lambach zurück ins Kloster als Prior und Novizenmeister berufen. Ab 1759 war er auf eigenen Wunsch Seelsorger seiner Heimatgemeinde Neukirchen bei Lambach und blieb dort bis zu seinem Tod am 19. Juli 1783.
In erster Linie war Lindemayr Geistlicher und hervorragend ausgebildeter Theologe, in zweiter Linie Schriftsteller der mit Werken von bleibendem Interesse hervortrat. So schrieb er in „hochdeutscher Sprache“ neben fünf Lustspielen geistliche Lieder und Gelegenheitsgedichte, übersetzte Psalmen und Sequenzen sowie theologische Schriften. Bekannt und für die sprachwissenschaftliche und literarische Forschung interessant wurde er jedoch durch seine zahlreichen Theaterstücke und Gedichte in oberösterreichischer Mundart. Zu seinen bekanntesten Werken zählen etwa „Der kurzweilige Hochzeitsvertrag“, „Der ernsthafte Spaß“, „Der Teufel im Fass“, „Der befreite Landrekrut“, „Die Hochzeit nach Geld“, „Die reisende Ceres“ und „Der Gang zum Richter“.
Seine Lustspiele bestehen aus heiteren Geschichten und lustigen Dialogen und spielen meist im Milieu der ländlichen Dorfbevölkerung. In humorvoller, uriger und manchmal derber Sprache lässt Lindemayr seine Figuren auftreten. Jedoch steckt in den Stücken immer ein aufklärerischer Anspruch der das Publikum auf Missstände, Probleme und Ungerechtigkeiten seiner Zeit aufmerksam machen will. Oft werden Figuren aus dem gehobenen Stand, wie Adelige, Beamte und Geistliche, karikiert und negative Charaktereigenschaften wie Neid, Eitelkeit und Geiz lächerlich gemacht.
G.L.

 

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Ignaz MALZAT (1757‒1804)

Ignaz Malzat wurde 1757 in Wien geboren, sein Vater Josef war Geiger an der Dominikanerkirche und im Stephansdom, möglicherweise sogar kaiserlicher Kammermusiker. Als Oboist und Englischhornist ausgebildet, ließ sich Ignaz nach Stationen in Salzburg, Frankreich, der Schweiz, Italien und Bozen 1788 als Oboist und Kammerdiener des Erzbischofs in Passau nieder, wo er 1804 starb. Mit Kremsmünster stand Malzat in direktem Kontakt, für 1792 ist ein Konzertauftritt im Stift nachweisbar. Das Musikarchiv Kremsmünster verwahrt eine weitere von Malzat komponierte Parthia in Es-Dur, diese ist allerdings für zwei Oboen, zwei Hörner und zwei Fagotte instrumentiert. Die auf der vorliegenden CD eingespielte Parthia ist unvollständig überliefert, es fehlt die 1. Klarinettenstimme des Finalsatzes. Anlässlich der vorliegenden Aufnahme wurde dieser Part auf Grundlage der übrigen Stimmen von Dr. Peter Heckel rekonstruiert.
Ernst Schlader, Peter Heckl  

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Georg MUFFAT

Ein paneuropäischer Komponist mit politischem Weitblick


Georg Muffat wurde in Savoyen geboren, verbrachte seine Kindheit im Elsaß und tätigte seine Studien in Paris. Schließlich flieht er vor dem Französisch-Österreichischem Krieg nach Wien und Prag (Sonata auß. D, 1766). 1678 tritt er in die Dienste des Salzburger Erzbischofs Max Gandolf ein, der ihn zu Studien nach Italien schickt (Armonico Tributo, 1682). 1690 widmet er Kaiser Leopold I seinen “Apparatus“ anläßlich der Krönung von Erzherzog Joseph zum römischen König in Augsburg (Coronatio Augusta), im selben Jahr tritt er in die Dienste des Passauer Bischofs Johann Philipp von Lamberg ein (Florilegien 1695 und 1698, Instrumental-Music 1701).

In einem Vorwort legt er seine politischen Ansichten, seine Visionen vom Zusammenleben aller Völker in Eintracht dar:

“ Die Kriegerische Waffen und ihre Ursachen seyn ferne von mir; Die Noten, die Seiten, die liebliche Music-Thonen geben mir meine Verrichtungen, und da ich die Französische Art der Teutschen und Welschen einmenge, keinen Krieg anstiffte, sondern vielleicht deren Völker erwünschter Zusammenstimmung, dem lieben Frieden etwann vorspiele.“

Das war eine Vision, die sicherlich auch für die viersprachige (lateinisch, englisch, französisch und deutsch) Ausführung seiner letzten drei im Druck erschienenen Compendien verantwortlich zeichnet !

Wie vielen Propheten war es auch G. Muffat nicht vergönnt, die Früchte seiner politischen Visionen selbst zu erleben. Am 11. Jänner 1704 besetzten Truppen des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern Passau, ein Geplänkel im Spanischen Erbfolgekrieg.

- 1688 hatte Muffat anläßlich eines Todesfalles im Zuge der Eroberung Belgrads (ein Bruder seines Dienstherren Graf Maximilian von Scherffenberg wurde dabei getötet) ein Concerto mit dem Titel “Trauriger Sieg“ verfaßt. Jetzt hatte er keine Gelegenheit, ein weiteres Werk etwa mit dem Titel “Fröhliche Niederlage“ anzufügen. -

Im Totenbuch der Stadt ist vermerkt: “ Am 23. Februar 1704, verschied der Edl Gestrenge und Kunstreiche Herr Georg Muffat, Sr. Hochfürstlichen Eminenz zu Passau, etc. gewester Kapellmeister.“  Er wurde “bei den hohen Dombstift in dem Creizgang beigelegt.“

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Franz Christoph NEUBAUER (um 1760‒1795)

Das Geburtsdatum Franz Christoph Neubauers liegt im Dunkeln; zwischen 1750 und 1760 dürfte er im mährischen Hořín zur Welt gekommen sein. Ein unstetes Leben als Geiger und überaus produktiver Komponist führte Neubauer durch weite Teile Deutschlands und der Schweiz, bevor er 1795 in der Nachfolge von Johann Christoph Friedrich Bach als Konzertmeister in Bückeburg sesshaft wurde und dort noch im selben Jahr verstarb. Geistliche Kompositionen, Sinfonien und Kammermusik machen den Großteil seines Schaffens aus; an die 30 Parthien für unterschiedliche Bläserbesetzungen sind in deutschen, niederländischen, italienischen, tschechischen und österreichischen Archiven erhalten geblieben, neun davon in Kremsmünster. Für seine Harmoniemusik wurde Neubauer von den Zeitgenossen besonders gerühmt, etwa von Friedrich Schlichtegroll in seinem Nekrolog auf das Jahr 1795 (Gotha 1798): „Alle Künste der Blasinstrumente auf die feinsten Wirkungen berechnet, waren hier in einem Brennpunkt vereinigt. Es war eine Harmonie der Sphären, die man ertönen hörte, und die alles Irdische vergessen ließ.“
Ernst Schlader, Peter Heckl  

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Anton OBERMAYR

(um 1740 – um 1789)

Anton Obermayr1) stammte aus Kematen (vermutlich) an der Krems und war der Sohn des Schulmeisters Johann Jakob Obermayr und dessen Frau Gertrude. Über seine Ausbildung war bisher kaum etwas in Erfahrung zu bringen2). Er wirkte ab ca. 1765 als Organist im Stift Lambach. Obermayr war ein eifriger Komponist und fügte der Musikaliensammlung des Klosters eine Vielzahl von Werken hinzu. Auch als Kopist tritt er oft in Erscheinung, vor allem konnte er als Schreiber des bedeutsamen, bis heute erhalten gebliebenen Katalogs von 1768 identifiziert werden. Aus einem Haustagebuch3) geht hervor, dass ein Werk von Anton Obermayr zu Abt Amandus Schickmayrs 30-jährigen Regierungsjubiläum uraufgeführt wurde: „Die zihrliche Simphonie, welche beym Anfang des Spihls [„Die Komödienprob“ von P.M. Lindemayr] angestimmt wurde, war von Herrn Anton Obermayr, hiesigen Stifts Organisten […]4) Gewiss ist Obermayr als weltlicher Komponist im Kontext des Theatermachers P. Maurus Lindemayr zu verstehen, mehr aber als etwa sein Kollege Joseph Langthaller widmete sich Obermayr der Kirchenmusik. Er hinterlässt eine Vielzahl von Messen und Propriumsgesängen.
Am 12. August 1766 heiratete Obermayr in Lambach, seine Braut war Maria Anna Koch, Tochter des Bäckermeisters Jakob Koch in Bierbach in Bayern. Da 1789 Stanislaus Reidinger als neuer Organist erwähnt wird, liegt die Vermutung nahe, dass Obermayr um diese Zeit verstarb. Da jedoch ein Eintrag im Lambacher Sterberegister fehlt, ist auch eine Übersiedlung nicht ausgeschlossen.

Peter Deinhammer

Anmerkungen
1) Literaturhinweis: Lang, Gerda: Zur Musikgeschichte im Stift Lambach; Diss. Salzburg 1980, Bd.1, S. 45f.
2) Vermutlich durch seinen Vater. Im Stift Kremsmünster existiert von diesem die Abschrift eines Offertoriums von Michael Haydn („Inveni David“) aus dem Jahr 1776.  (A-KR/ D 18/164).
3) Stiftsarchiv Lambach, HS 238, Fol. 90r
4) s. Anm. 1

 

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Benjamin Ludwig RAMHAUFFSKI,
ein Musiker mit vielen Unbekannten?

Von Klaus Petermayr und Peter Deinhammer

Immer wieder stößt man in der historischen Musikforschung auf Komponisten, sogenannte „Kleinmeister“, die gegenwärtig oft nicht einmal der Wissenschaft selbst bekannt sind, zu ihrer Zeit aber keine unbedeutende Rolle spielten. Ein solcher ist Benjamin Ludwig Ramhauffski, in Lambach wirkender Organist und Komponist, der als einer der erste namentlich bekannten Schöpfer von Werken für das Salzburger Universitätstheater gilt und zudem durch mehrfache Erwähnungen in den Lebensbeschreibungen seines Schülers Johann Beer besonderes Interesse verdient.
Im folgenden Beitrag wurde nun erstmals versucht, Ramhauffskis Leben und Schaffen so vollständig als möglich darzustellen.

Johann Beer (1655–1700), der aus St. Georgen im Attergau stammende Komponist und Literat begann um das Jahr 1690, als er bereits Konzertmeister am Hofe der Fürsten von Sachsen-Weißenfels war, mit der Niederschrift seiner Lebenserinnerungen.1 Darin schildert er, wenn auch etwas rudimentär, seine 1662 bis 1665 in Lambach verbrachte Schulzeit und liefert somit auch die ersten Hinweise auf Ramhauffski:

Im 7ten.2 Jahr meines Alters brachte mich 1662 im Herbstmonath mein Vatter nach Lambach, alldorten die Muic zu lehrnen. Es ist solcher Orth ein grosser Marktflecken, dabey ein herrlich schönes Closter Benedictiner Ordens, gebauet ist. Mein Lehrmeister in der Music hiesse Ludovicus Benjamin Raumhauffski, ein Böhm, so ehemalen in seiner Jugend dem Graff Martinitz zu Passau etwan Dommherren aufgewartet.3

Beers Angaben werden immer wieder in ihrer Richtigkeit bestätigt, wie bereits mehrfach gezeigt werden konnte.4 So auch hier. Denn auf Ramhauffskis böhmische Abstammung wird ebenfalls in einem Examinationsprotokoll verwiesen, welches den Lebenslauf von dessen Tochter Anna Kunigunde enthält, die damit um Aufnahme in das Salzburger Frauenkloster am Nonnberg ersucht. Diese gibt dort Prag als Geburtsort ihres Vaters an, nennt aber sonst keine weiteren Einzelheiten.5 Dabei handelt es sich, neben Beers Notizen, um den einzigen Hinweis auf Ramhauffskis Herkunft. Ein genaues Geburtsdatum wird hier nicht mitgeteilt. Das Jahr läßt sich allerdings aus der Inschrift am Grabstein des Komponisten ermitteln, der sich in der nördlichen Seitenwand der Lambacher Friedhofskirche befindet. Dort heißt es, gestorben Anno 1694 [...] seines Alters 63Jährig. Ramhauffski muss demnach um 1631 geboren worden sein.6
Kommen wir nochmals auf Beers Aufzeichnungen zurück, die auch aus anderen Gründen von Bedeutung sind. Sie enthalten einen singulären Hinweis auf die Frühzeit des späteren Lambacher Organisten. Dieser hatte, laut Beer, in seiner Jugend dem Graff Martinitz zu Passau gedient. Tatsächlich ist dort Leopold Benno Graf Martinitz ab 1656 als Domherr nachweisbar. Nach der verheerenden Brandkatastrophe im Jahre 1662 resignierte dieser sein Kanonikat und zog nach Salzburg. Welcher Art Ramhauffskis Anstellung dort war und wie lange er diese ausübte, ist nicht mehr eruierbar, da den besagten Brand kaum zeitgenössische musikalische Nachrichten überdauert haben. Einer weiteren Angabe Beers zufolge, müssen auch Verwandte Ramhaffskis in Passau ansässig gewesen sein, denn dieser nennt in der Fortsetzung seiner Lebensbeschreibungen unter den mit ihm in Lambach studierenden Schulkollegen auch [...] der Frau Organistin Schwester Kinder, welche nach geschehenem Brand in Passau sich hierher verfügt.7
Beers Aussage, Ramhauffski hätte in jungen Jahren zum Passauer Grafen Martenitz ein Dienstverhältnis gehabt, bringt zunächst ein Bericht von Joseph Balthasar Hochreither (1669-1731) ins Wanken. Der aus Salzburg stammende und ab 1694 in der Nachfolge Ramhauffskis stehende Lambacher Musiker verfasste 1708 ein großes lateinisches Traktat8, in dem er u. a. Missstände im klösterlichen Musikbetrieb aufzeigt. Als wesentlichen Punkt betont er aber immer wieder seine finanzielle Schlechterstellung gegenüber dem Vorgänger Ramhauffski. Dabei erwähnt er auch Einzelheiten aus dessen Biographie: 5to. Sciendum, quod antecessor meus ante 60 Annos hic susceptus fuerit tanquam Discantista, et Lambaci primum addidicerit artem Organicam, tamen illo solamine Nundinarum Lincensum 20 florenorum praeter consuetum salarium iam ab Anno 1662 fruebatur in gratiam artis ipsius praestitae, et non in gratiam uxoris. Demonstratur quod illa habuerit aliam consolationem. (Übers.: Fünftens sollte man bedenken, dass mein Vorgänger vor 60 Jahren hier als Diskantist aufgenommen wurde und erst in Lambach das Orgelspiel erlernt hat. Dennoch konnte er sich der Zuwendung von 20 Linzer Gulden erfreuen – zusätzlich zur gewohnten Bezahlung, dies bereits seit 1662. Das alles erhielt er für seine eigene Leistung, nicht für die Verdienste seiner Frau. Es lässt sich beweisen, dass diese eine gesonderte Bezahlung erhielt.)
Subtrahiert man vom Verfassungsjahr dieser Streitschrift (1708) 60 Jahre, kommt man auf die Jahreszahl 1648. Da für Ramhauffskis Geburt das Jahr 1631 ermittelt werden konnte, muss er – nach Hochreithers Angaben – zum Zeitpunkt seines Eintreffens in Lambach ca. 17 Jahre alt gewesen sein. Hochreither bemerkt zudem, dass er tamquam Discantista kam, was man wiederum bei einem 17-jährigen Burschen bezweifeln mag. In Anbetracht der damals später einsetzenden Mutation scheint es jedoch auch nicht ganz und gar unmöglich9. Für die Erstellung eines Ramhauffski-Curriculum würde das bedeuten, dass Beer mit dem Hinweis auf Passau dessen erste Ausbildungsstation überliefert. Hochreither berichtet, sein Vorgänger sei ca. 1648 in Lambach angekommen. Da jedoch Martenitz erst ab 1656 in Passau als Domherr nachzuweisen ist, muss vorausgesetzt werden, dass der böhmische Adelige zumindest schon 10 Jahre früher – vielleicht in anderer Funktion – dort zugegen war, denn sonst könnte Beer Ramhauffski nicht mit Martenitz und Passau in Zusammenhang bringen. Des Weiteren will Hochreither wissen, dass Ramhauffski in Lambach die Kunst des Orgelspielens gelernt hat und aus dem Epitaph geht hervor, dass er ab 1653 als hauptamtlicher Organist im Kloster tätig war. Zwei Jahre nach seiner Anstellung heiratete er in Lambach Anna Diemer10. Sie stammte laut dem bereits erwähnten Nonnberger Examinationsprotokoll ursprünglich aus Linz, dürfte aber in der Zeit zwischen 1650 und 1655 nach Lambach gekommen sein, um hier u. a. ihren zukünftigen Partner kennen zu lernen. Anna Diemer war vermutlich eine Stiftsangestellte (Musikerin?), denn sie bezog laut Hochreither ein eigenes Gehalt (Demonstratur quod illa habuerit aliam consolationem.). Aufmerksamkeit zieht schließlich noch die Jahreszahl 1662 auf sich: es war das Jahr des großen Brandes in Passau und Beer berichtet, dass hernach der Frau Organistin Schwester Kinder, also Nichten und Neffen des Ehepaares Ramhauffski, nach Lambach kamen und hier möglicherweise ihre Ausbildung fortsetzten. Durch die Tatsache, dass Ramhauffski selbst in Passau studierte, empfahl er vielleicht auch seiner Schwägerin, ihre Kinder in die dortige Domschule zu schicken. Nachdem aber Passau 1662 in Schutt und Asche lag, versuchte er offenbar erfolgreich, die halbwüchsigen Kinder in Lambach unterzubringen. So ist es auch nachvollziehbar, wofür er jene Gehaltserhöhung erhielt, von der Hochreither weiß, dass sie just im Jahr 1662 zustande kam und die er neidisch im Visier hatte: es war nicht – wie Hochreither vermutet – eine besondere Gunst des Dienstgebers gegenüber seinem Vorgänger, sondern es war ein Stipendium für jene Kinder, die die Familie Ramhauffski nun zu sich genommen hatte. Ohne zu wissen, wie viele Nichten und/oder Neffen der Ramhauffskis konkret nach Lambach kamen, fest steht, dass die Organistenfamilie auch 8 eigene Kinder hatte11:

Johann Joseph get. 18. Dezember 1656
Helena Rosina get. 9. Jänner 1658
Anna Kunigunde get. 1. März 1659
Wolfgang Beniamin ? gest. 19. Jän. 1660
Sebastianus Paulus get. 21. Jänner 1961 gest. 22. Jän. 1661
Maria Eleonora get. 17. Juli 1662
Eva Cäcilia get. 23. Dezember 1663
Wolfgang Carl get. 5. November 1666 gest. 28. Dez. 1666

Nach dem Tod von Anna Ramhaufski im November 167812 heiratete der Stiftsorganist ein zweites Mal (15. Mai 1679). Der Eintrag im Trauungsbuch lautet: „… H. Beniamin Ludovicus / Ramhaufski; Organist alhier mit / Jungf. Anna Barbara Weichlein von Linz durch P. Roman copulirt.“ 13 Die Brüder Magnus und Romanus Weichlein waren im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts Konventualen des Stiftes und sie traten beide als Musiker in Erscheinung. Da die Weichleins einer Linzer Musikerfamilie entstammten – ihr Vater war Organist an der Stadtpfarrkirche – und die erste Frau Ramhauffskis, Anna Diemer, ebenfalls gebürtig von Linz war, wäre es denkbar, dass die Eltern von Magnus und Romanus Weichlein Kontakt zur Familie Ramhauffski hatten und die beiden Brüder auf diese Weise nach Lambach vermittelt worden sind. Spätestens durch die zweite Heirat Ramhauffskis im Mai 1679 bleibt kein Zweifel, dass der Lambacher Organist private Beziehungen zur Familie Weichlein hatte. Ob die Jungf. Anna Barbara Weichlein von Linz eine Schwester der Musikermönche war, oder eine anderweitig Verwandte lässt sich derzeit nicht feststellen. Ramhauffski stirbt am 19. Jänner 1694 in Lambach, der Tod seiner zweiten Frau jedoch ist aus den Pfarrmatrikeln genauso wenig ersichtlich, wie Tod oder Heirat eines seiner Kinder aus erster Ehe (ausgenommen jene 3 Kinder, die bereits im Säuglingsalter gestorben sind). Die Ehe mit Barbara Weichlein dürfte übrigens kinderlos geblieben sein.

Von Ramhauffskis Werken hat sich beinahe nichts erhalten. Doch muss er ein geschätzter Tonsetzer gewesen sein, da er gleich zweimal zur Komposition von Schuldramen für den Salzburger Bischofshof beauftragt wurde. Die Vermittlung des Organisten nach Salzburg bewerkstelligte sicherlich der Lambacher Abt Placidus Hieber, dessen kunstsinniger Einfluss weitreichend war. Unter anderem übte dieser zweimal das Amt des Präses an der Salzburger Universität aus und ermöglichte so mehreren Patres seines Stiftes ein Unterkommen in Professorenstellungen. Der damalige Erzbischof von Salzburg, Guidobald Franz Thun, zeigte wenig Interesse an der Musik und vernachlässigte zusehends die Hofkapelle. Seine Übersiedelung im Jahre 1662 als kaiserlicher Prinzipalkommissär nach Regensburg trug das ihrige dazu bei. Es scheint daher nicht verwunderlich, dass ein auswärtiger Komponist zur Schöpfung von Schuldramen beauftragt wird. So komponierte Ramhauffski im Jahre 1661 die Musik zum Drama Ira & clementia Dianae, welche jedoch verlorengegangen ist. Damit ist er nach Alphons Stadlmayr der erste namentlich bekannte Verfasser von Werken für das Salzburger Universitätstheater. Erhalten haben sich dazu lediglich die Periochen mit dem Text von Otto Guzinger.14 Ein weiteres Werk, Pax conciliante augustissimo imperatore Leopoldo Austriaco telluri restituta, ebenfalls auf einen Text Guzingers, entstand im Jahre 1665 zum Besuch Kaiser Leopold I. in der Bischofsstadt. Dabei handelt es sich um die Umarbeitung von Guzingers Drama Tellus suo Erinophilo reconciliata, welches bereits von Alphons Stadlmayr15 vertont wurde. Auch hierzu haben sich lediglich die Periochen erhalten.16 In der Folge erfuhr Ramhauffskis Komposition mehrere Wiederholungen, die zumindest textliche Änderungen beinhalteten. Inwieweit auch die Musik davon betroffen war, kann nicht nachgewiesen werden.
Erst nach Ramhauffski trat auch der für Salzburg so bedeutende Andreas Hofer (1629–1684) als Komponist von Dramen in Erscheinung.17

Die einzige erhaltene Komposition des Lambacher Organisten entstand für den kunstsinnigen Abt Ehrenbert Schreyvogel von Kremsmünster. Diesem widmete Ramhauffski im Jahre 1670 seine großangelegte Missa S. Erenberti, für achtstimmigen Chor, Streicher, Blechbläser und Continuo.18 Es ist anzunehmen, dass es sich bei dem erhaltenen Notenmaterial um autographe Stimmen handelt. Die prunkvolle Messe steht ganz in der Tradition von Schmelzer und Biber. Die Ausführung des Werkes läßt die Hand eines professionellen Komponisten erkennen, der im Umgang mit den modischen Zeitformen bestens geschult war. Angesichts dieser hochkarätigen Arbeit und der Tatsache, dass es sich dabei um das einzige erhaltene Werk Ramhauffskis handelt, ist es äußerst bedauernswert, den Rest seiner Kompositionen verloren zu wissen.

1 Zu Johann Beer vgl.: Petermayr, Klaus: Das musikalische Schaffen von Johann Beer, phil. Dipl., Salzburg 1998.
2 Eigentlich richtig: Im 8ten Jahr.
3 Schmiedecke, Adolf: Johann Beer, sein Leben von ihm selbst erzählt, Göttingen 1965, S. 17. Im folgenden kurz „Lebensbeschreibung“ genannt.
4 Vgl.: Petermayr, Klaus: Franz Xaver Röll – ein aus Ried stammender Hofmusiker und Freund Johann Beers, in: Der Bundschuh 4 (2001). Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus, S. 45–48.
5 Anna Cunigundis Patre Benjamin Ludovico Ramhausky Pragen Bohemo, Diözesanarchiv Salzburg, Examinationsprotokolle KAS 11/29, vgl. auch: Hintermaier, Ernst: Heinrich Ignaz Franz Biber von Bibern (1644–1704) und das Benediktinen-Frauenstift Nonnberg. Musikpflege und Musikkultur eines adeligen Frauenstiftes im hoch- und spätbarocken Salzburg, in: Deus Caritas Jakob Mayr. Festgabe 25 Jahre Weihbischof von Salzburg, hg. von Hans Paarhammer, Innsbruck 1996, S. 207–231.
6 Auf weitere biographische Angaben, welche dieser Grabstein birgt wird weiter unten noch hingewiesen. Die vollständige Wiedergabe des Textes findet sich im Anhang.
7 Lebensbeschreibung, S. 17 f..
8 Stiftsarchiv Lambach, Schuberband 122
9 Vgl.: Joseph Haydn sang in der Wiener Hofkapelle noch im Alter von 19 Jahren die Sopranpartien.
10 Trauungsbuch Lambach, Bd. 1, S. 72, sie wird in Lambach stets „Siemer“ genannt.
11 Taufbuch Lambach, Bd. 1, S. 272 – 304; Bd. 2, S. 5 – 34.
12 Totenbuch Lambach, Bd. 2, S. 55.
13 Trauungsbuch Lambach, Bd. 2, S. 40.
14 Universitätsbibliothek Salzburg, Sign.: bA 79.
15 Genaue Lebensdaten des aus Tirol stammenden Komponisten konnten nirgends festgestellt werden.
16 Universitätsbibliothek Salzburg, Sign.: 3974.
17 Zu den Salzburger Schuldramen im Allgemeinen vgl.: Boberski, Heiner: Das Theater an der alten Benediktiner Universität Salzburg (1617–1778), (= Theatergeschichte Österreichs Bd. VI: Salzburg, Heft 1), Wien 1978.
18 Musikarchiv Stift Kremsmünster, Sign.: C8, 659, Flores Musices / ad aras honoris Reveren= / dissimo, Nob et Amplissimo Domino / Domino Erenberto, Abbati Cremi= / sanensis Vigilatissimo consecravit er e UM In Dje nata L JssUI / Corona V It (16) / Benjamin Ludovic: Ramhaufsky / Organista Lambac: / a 23 / 8 Voces Concer: / 2 Violini / 4 Violae / 3 Tromboni / 2 Clarini / 2 Trombette / 1 Tympanum / 1 Fagott / 2 Bassi Conti / 8 Ripieni [...].

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Reidinger, Stanislaus

Stanislaus Reidinger stammte aus Wuldau in Böhmen (geb. 1734), er besuchte gemeinsam mit seinem Bruder Zacharias in Kremsmünster das Gymnasium und trat dort als Sopranist am Theater auf. 1755 verließ er das Stift an der Krems gen "unbekannt", ehe er 1766 als Tenorist wieder dorthin zurückkehrte. Um diese Zeit, von 1779 bis 1787, war auch Franz Xaver Süssmayr in Kremsmünster. 1789 wurde Reidinger Stiftsorganist in Lambach und starb hier 1794. Er hinterließ sowohl in Kremsmünster als auch in Lambach eine stattliche Zahl an Werken. In Lambach ist hauptsächlich Kirchenmusik von ihm erhalten (u.a. 8 Messen), Reidinger tritt hier auch häufig als Kopist in Erscheinung.
Peter Deinhammer

 

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Scheibl, Johann Adam

Johann Adam Scheibl (1710 – 1773) wurde am 18. November 1710 im oberösterreichischen Spital am Pyhrn als Sohn des Johann Georg Scheibl und der Maria Katharina in eine hochmusikalische Familie hineingeboren.

Sein Vater Johann Georg Scheibl, „Sohn des Pancratii Scheibls Baders und Bürgers in Hall“, wirkte vorerst in Enns als „Musicus bei der Stadtpfarr“ und Sänger, „Altist“. In Enns wurde auch Scheibls älterer Bruder, Johann Karl, 1697 geboren, der nach seinem Eintritt ins steirische Benediktinerstift St. Lambrecht den Ordensnamen Valentin erhielt, und 1723 seine Primiz feierte. In der Folge versah er unter anderem auch das Amt eines Stiftskapellmeisters und starb, als „bonus compositor und organista“ gerühmt, am 22. Dezember 1745.

Von Enns ging Vater Scheibl nach Spital am Pyhrn und übernahm im dortigen Kollegiatsstift das Amt eines „Choraldirektors“. Über den weiteren musikalischen Bildungsgang Johann Adam Scheibls, der vom Vater sicher die ersten bedeutenden Eindrücke vermittelt bekam, wissen wir wenig. 1734 wirkte Johann Adam Scheibl als „Organaedo in Seitenstetten“, wo wahrscheinlich seine ersten Kompositionen entstanden.
Seine vermutlich nächste Anstellung führte ihn nach St. Pölten, wo man ihm die Stelle eines Organisten an der Klosterkirche des Augustiner Chorherrenstiftes übertrug.

Als er am 11. Oktober 1744 in der Stiftspfarre Gerersdorf mit Maria Elisabeth Werrle, der Tochter des Wiener kaiserlichen Kammermalers Johann Georg Werrle, den Bund fürs Leben schloss, wird er als „Organist im HerrnStift“ bezeichnet, doch man darf davon ausgehen, dass seine Anstellung früher, vielleicht schon vor 1739 erfolgte. In diesem tragischen Jahr zwang der hohe Schuldenstand den Propst zur Resignation und das Stift zu drakonischen Sparmaßnahmen, wie Entlassung der Werkleute und weitgehende Einstellung der Bautätigkeit.

1755 wird er in den Taufmatrikeln erstmals als „Organist und Regenschori“ bezeichnet. Wieder ist das genaue Datum seines Dienstantrittes nicht belegt, doch ist in diesem Zusammenhang interessant, dass sein Vorgänger Stiftsregenschori Matthias Atteneder ab 1751 das Stift als Administrator leitete und 1755 zum Propst gewählt wurde und dieses Amt bis 1779 inne hatte.

Propst Atteneder war ein Wirtschaftstalent und erwarb sich große Verdienste um die finanzielle Sanierung des schwer verschuldeten Klosters. Dieser Umstand sowie die enge Verbindung des Propstes mit der Stiftsmusik waren sicher für die große künstlerische Entfaltung Scheibls von Bedeutung, dessen Kompositionen sich immer größerer Beliebtheit und weiterer Verbreitung erfreuten. Dies bestätigte unter anderen der vielgereiste und vom Neapolitaner Leonardo Leo geschulte Regenschori zu Kremsmünster, Franz Sparry (1715 – 1767), der Scheibl als Komponisten brauchbarer Kirchenmusik schätzte.

Am 31. Dezember 1773 starb Johann Adam Scheibl, im Sterbebuch wird er als „Chordirektor im Stift“ bezeichnet.

 

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SCHMALNAUER, Johann Michael

Johann Michael Schmalnauer wurde 1771 in Hallstatt, damals ein Marktflecken mit 200 Häusern, getauft. Er durchlief zunächst in Hallstatt dann in Bad Ischl eine Beamtenkarriere im Dienste der Saline, 1808 wurde er zum Amts- und Pfannhauszuseher ernannt. 1820 brachte er es schließlich zum Amtsschreiber und übersiedelte nach Bad Ischl. 1840 ging er in Pension und wohnte fortan in Hallein. Er starb 1845 im Alter von 75 Jahren an einem Nervenschlag.
Die letzten Jahren dürfte Schmalnauer in ärmlichen Verhältnissen gelebt haben. Wir erfahren aus einem Schreiben zum Gnadensgabs-Gesuch seiner Tochter:
...weil Schmalnauer in Folge großer Armuth keinen Doctor zu Rathe zog sondern nur Hausmittel und Wickelärzte brauchte, da aber der Zweifel über relativ schwere Unkosten sich durch den Umstand behebet, daß Schmalnauer sich im Februar 1845 den Fuß brach und bis zu seinem Ende durch 22 Wochen nicht wieder aufkam, so dürfte sich das vorligende Gesuch der hohen Unterstützungerfreuen...
Der Kaiser persönlich verlieh nach Ablehnung des Gesuchs durch das Salzamt der Tochter Anna Schmalnauer eine Gnadengabe von 50 Gulden jährlich bis zu ihrem Ableben.

Bei der Tanzmusikaufzeichnung für die damals initiierte Sonnleithner-Sammlung (Erhebung der Volksmelodien des Kaiserreiches) hat Schmalnauer genaue Phrasierung und Hinweise zur Spielpraxis (u.a.Lagenspiel) gegeben. Im Aufruf an Pfarrer, Lehrer, Organisten, und andere Kenner zur Einsendung "profaner Gesänge", "Melodien der Nationaltänze" und "Kirchenlieder" war damals eine erstaunliche Frist von 14 Tagen gesetzt worden. Es nimmt nicht Wunder, dass Schmalnauer fast ausschließlich einstimmige Melodien nach Wien sandte.

Ein weiteres Autograph Schmalnauers, das nicht datiert ist, gehört hingegen zu den genauesten Überlieferungen von Volksmusik aus dem Salzkammergut. Der Originaltitel lautet: Tanz Musik. Violino Primo. Angehörig dem Michael Schmalnauer. Tanzmusik. Violino secundo. Angehörig dem Michael Schmalnauer. Dass der Musikbegeisterte auch Großartiges auf dem Gebiet der symphonischen Komposition zu leisten im Stande war, belegen mehrere Symphonien, die sich in Hallstatt erhalten haben. Symphonische Musik wurde damals gerne zu besonderen Feierlichkeiten und wichtigen Anlässen zu Gehör gebracht, oft auch zwischen oder nach Festmahlen gegeben. In Hallstatt finden sich weiters Kompositionen Schmalnauers für den kirchlichen Gebrauch. Manche davon wurden und werden noch bis heute in Hallstatt gerne musiziert.

 

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WALTER, Ignaz

Ignaz Walter wurde 1755 im böhmischen Radonice (Radonitz) geboren und starb 1822 in Regensburg. Ab 1773 studierte er in Wien Gesang und Komposition bei Joseph Starzer, ehe er von 1780 bis zu seinem Tod als Tenor, Kapellmeister, Komponist und Operndirektor in Augsburg, Prag, Riga, Frankfurt am Main, Mainz, Bremen und Regensburg tätig war. Sein zu Lebzeiten erfolgreiches, heute jedoch nahezu vergessenes kompositorisches Œuvre umfasst Kirchenmusik ebenso wie Opern und Singspiele, Sinfonien und Kammermusik. Neben der hier vorliegenden, im Stift Kremsmünster erhaltenen fünfstimmigen Partita ist von ihm lediglich ein weiteres Werk für Harmoniemusik erhalten geblieben: Die Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg der Goethe-Universität Frankfurt am Main verwahrt Walters vierzehnsätzige (!) Parthia für zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte.
Ernst Schlader, Peter Heckl  

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P. Romanus Weichlein: Mensch, Mönch, Musiker

Kindheit und Jugend

Der Lambacher Benediktinermönch Pater Romanus Weichlein wurde am 8. Mai 1650 in Linz geboren und auf den Namen Andreas Franz getauft. Er entstammte einer Musikerfamilie unbekannter Herkunft; erste Zeugnisse existieren über seinen Vater, Johann Weichlein, der im Stift Zwettl (Niederösterreich) als Organist aufscheint. Später ging Johann Weichlein nach Linz. Dort war er von 1639 bis 1677 Stadtorganist und Gastwirt. Mit seiner Frau Sabina hatte er neun Kinder, von denen neben Romanus auch noch dessen älterer Bruder Magnus als Musiker belegbar ist. Beide absolvierten vermutlich die Humaniora im Stift Lambach und traten 1666 (Magnus) bzw. 1671 (Romanus) als Novizen in die Klostergemeinschaft ein.

Der Weg nach Lambach – Vermittlung und Ausbildung

So gut ihre theologische Ausbildung nachvollziehbar ist – beide studierten an der Universität Salzburg und promovierten zu Doktoren der Philosophie – so schlecht ist die Quellenlage über ihre musikalische Ausbildung. Ein wichtiger Lehrer der Weichlein-Brüder war jedoch gewiss der Lambacher Stiftsorganist Beniamin Ludwig Ramhaufski (ca. 1631–1694). Möglicherweise stellte er sogar die Verbindung zu Lambach her, denn Ramhaufskis erste Frau Anna (geb. Siemer) war aus Linz gebürtig. Daraus ist zu schließen, dass den aus Prag stammenden und auch in Passau erwähnten Musiker zumindest private Beziehungen mit der oberösterreichischen Landeshauptstadt verbanden. Noch deutlicher wird das Naheverhältnis zur Familie Weichlein durch die Tatsache, dass nach dem Tod Anna Ramhaufskis (+ 1678) im Mai 1679 „… H. Beniamin Ludovicus / Ramhaufski; Organist alhier mit / Jungf. Anna Barbara Weichlein von Linz durch P. Roman copulirt“ wurde. (Trauungsbucheintrag, Stift Lambach)
           
Stationen des Berufslebens

Nach der Priesterweihe (1678) war P. Romanus Weichlein nur selten in Lambach. Aus einem Brief seines Mitbruders P. Georg Schönberger erfahren wir, dass er um 1684 als Seelsorger in der kleinen niederösterreichischen Pfarre Oberkirchen diente, ab 1687 avancierte er zum Kaplan und Musikpräfekt im Benediktinerinnenstift Nonnberg. Am 22. September 1691 ersuchte die Äbtissin dieses Salzburger Frauenklosters den Abt von Lambach in einem Brief, er möge ihr für die neu gegründete Expositur in Säben (Südtirol) als Kaplan und musikalischen Instruktor „den woll Ehrwerten herrn P: Roman weichlin, mit Gnädiger erlaubnuß […] vergunen“. Der Bitte der Ordensfrau wurde stattgegeben und Weichlein kam bereits am 17. Oktober 1691 in Säben an. Dort blieb er zum Wohlgefallen des gesamten Konvents bis Jänner 1705. Doch bereits nach wenigen Wochen Station im Heimatkloster Lambach ereilte ihn ein neuer Außendienst: Er musste nach Kleinfrauenhaid im heutigen Burgenland, das bis 1782 eine inkorporierte Pfarre von Lambach war. Der Aufenthalt währte jedoch nicht lange, denn schon nach einem Jahr fand er durch Weichleins Tod ein Ende (1706).

Ein grober Mensch?

So gut Weichlein von der Salzburger Äbtissin in ihrem Ansuchen beim Lambacher Abt beurteilt wird, so löblich fällt auch sein Arbeitszeugnis beim Abgang von Säben aus. Doch der bereits erwähnte Brief seines Mitbruders P. Georg (Oberkirchen, 1684) zeigt den einst in Frauenklöstern zu hohem Ansehen gelangten Musikermönch von einer gänzlich anderen Seite. P. Georg wurde als klösterlicher Visitator an die Wirkungsstätte Weichleins entsandt, weil es wegen seines offenbar cholerischen Wesens zu Ausschreitungen gekommen war. Glaubt man den Aufzeichnungen des visitierenden Mönches, so hat P. Romanus etwa in folgendem Stil zu seiner Köchin gesprochen: „[…] wirstu (wirst du) mir nur 3 Wörtter reden, so mir nicht gefahlen, so will ich dich solchergestalten schlagen und tractieren, daß du die Zeit deines Lebens an mich denkhen sollst.“ Als sich die gescholtene Köchin verbal zur Wehr setzte, verfolgte P. Romanus seine Bedienerin bis in deren Zimmer und hat dann angeblich „gleich angefangen, so lang an die Thür zu rennen, bis sie mitlich aufgesprungen“. Schließlich kam es zu Handgreiflichkeiten, bei der auch diverse Gebrauchsgegenstände als Waffen miteinbezogen wurden.
Derart rabiates Verhalten mag man bei einem musisch begabten Mönch zu Recht bezweifeln, aber das Dokument spricht eine klare Sprache. Dass die Äbtissinnen von Salzburg und Säben P. Romanus hingegen in den höchsten Tönen loben, vereinfacht die Frage nach dessen persönlichem Charakter gewiss nicht.
Peter Deinhammer, Lambach  

 

P. Romanus Weichlein - neue Erkenntnisse zu seiner Biographie

P. Romanus Weichlein, in Linz geboren und späterer Lambacher Benediktinermönch, tritt uns heute  alleine durch seinen musikalischen Nachlass gegenüber. Diese Sonderbegabung hebt ihn  einerseits über die Bedeutsamkeit vieler seiner unzähligen Mitbrüder im Kloster Lambach,  das seit 1056 fast ununterbrochen existiert. Andererseits war der Alltag dieses sensiblen  Musikermöches alles andere als das, was man sich gemeinhin unter einem Künstlerleben  vorstellt. Wird heute sein Mönchtum nurmehr am Rande erwähnt, sprechen  zeitgenössische Dokumente dafür, dass in Pastorale und Seelsorge seine Hauptaufgabe  lag. Der Musik konnte er bestenfalls im Rahmen seiner "Recreation" zu ihrem privaten  Stellenwert verhelfen. Weichleins Briefe - fast alle an die Äbte des Klosters Lambach  gerichtet - sind durchzogen von Melancholie und bedauernden Worten über seine  angeblich begangene Schuld. Besonders in einem seiner ersten Einsatzorte als Pfarrer, in  Oberkirchen in Niederösterreich (um 1680), dürfte jede musikalische Regung überlagert  gewesen sein von einem beruflichen Konflikt unbestimmten Ausmaßes. Gegenstand des  Konfliktes war die ihm zugeteilte Köchin, die ihm offenbar nicht wohlgesonnen war und ihm  im Suff sogar mit einem Beil nach dem Leben trachtete. Die Situation geriet soweit aus den  Fugen, dass der Abt von Lambach einen Mitbruder zur Visitation ins Waldviertel schickte,  um die Vorfälle aufzuklären. Der Bericht des klösterlichen Inspektors entsprach jedoch wohl  insofern nicht den Tatsachen, als dieser gar konstatierte, Weichlein habe die Köchin  ermordet! Dem Angeklagten war es daher ein verständliches Bedürfnis, die Sache ins  rechte Licht zu rücken und er schrieb selbst eine Gegendarstellung an den Abt, in der er zu  anfangs festhält: "Doch [...] nach dem Bekanntwerden vieler Umstände, welche die ganze  Wahrheit in der Angelegenheit geradezu umkehren, bin ich vollkommen außer mir geraten  und habe mich gleichsam in einen anderen Menschen verwandelt."   Obwohl es sein erklärtes Ziel ist, seine Unschuld zu beweisen, und dies ihm auch  glaubwürdig gelingt, versteigt er sich auch in anderen Briefen immer wieder in  Geständnissen und Reuebekundungen, ohne deren Ursachen zu nennen. Das gibt Rätsel  auf. Dass er jedoch insbesondere in jenem unsäglichen Streit rund um die Köchin von  Oberkirchen eher Opfer einer Verleumdung wurde, als dass er wahrhaftig als schlechter  Mensch einzuschätzen wäre, beweisen u.a. die hochlobenden Dienstzeugnisse, die ihm die  Äbtissinen des Klosters Nonnberg in Salzburg und Säben in Südtirol ausstellen. In den  genannten Klöstern war Weichlein von ca. 1687 bis 1705 als Kaplan und Musikpräfekt tätig  und konnte es in beiden Sparten zu hohem Ansehen bringen. Dies drückt die Salzburger  Äbtissin Maria Eranisea schon alleine durch ihre Wortwahl aus, wenn sie in einem Brief den  Lambacher Abt Severin Blaß ersucht, er möge ihr den "woll Ehrenwerten Herrn P. Roman  Weichlein" für die Entsendung in das Tochterkloster Säben "mit Gnediger erlaubnuß  vergunen". Aber auch der Bischof von Brixen, Caspar Ignaz, schreibt über Weichleich einen  Brief nach Lambach, in dem es heißt: "Soweit wir Nachricht über ihn besitzen, liest er die  Messe, führt einen tadellosen Lebenswandel und ist ein vorbildlicher Ordensmann. Darum  empfehlen wir ihn nach bestem Wissen und Gewissen [...]" Musiknachrichten sind spärlich überliefert in den Dokumenten. Aus einem undatierten  Schreiben geht lediglich hervor, dass er dem Abt von Lambach zu Ostern eine große  Messe - "gleichsam als Summe meines ganzen Könnens" - gewidmet hat (verschollen), und  dass er während seiner Studienzeit in Salzburg (um 1674) danach trachtete, "jenes  Musikinstrument, das man gemeinhin Fagott nennt, oder den Zink erlernen zu können."
Peter Deinhammer, Lambach

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